Dem Themenkomplex „Gute Pflege“ galt der Besuch von MdB Sabine Dittmar, Ärztin und stellv. gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, am 14.07.2015 im Pflegestift Pfarrer Lukas in Cham, wo die beiden Politikerinnen von Heimleiterin Marion Beer herzlich begrüßt wurden. Im Rahmen eines Fachgesprächs zum Thema „Herausforderungen in der Pflege – Gute Pflege heute und in Zukunft“ wurde mit rund 50 Praktikerinnen und Praktikern sowie Betroffenen über verschiedene Arbeitsbereiche und Problemfelder, aktuelle Fragestellungen und Perspektiven diskutiert.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das am 01.01.2015 in Kraft getretene Pflegestärkungsgesetz und welche Auswirkungen die Neuerungen für die stationären Altenpflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste haben. MdB Sabine Dittmar betonte, dass das Gesetz die Pflegeversicherung weiterentwickle und sie zukunftsfest mache. „Es weitet in einem ersten Schritt die Leistungen der Pflegeversicherung für die Pflegebedürftigen aus und schafft bessere Möglichkeiten zur Betreuung.“ Noch mehr am Herzen liege ihr aber der zweite Teil des Gesetzes, der zum 1. Januar 2017 folgen soll. Dieser habe das Ziel, den Pflegebedürftigkeitsbegriff umzustellen und somit auch Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, voll in die Soziale Pflegeversicherung einzubeziehen. „Mit der Reform werden die bisherigen drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade abgelöst. Das neue Begutachtungsverfahren soll nicht mehr vornehmlich auf die Zeit abstellen, die die Pflege für einen Patienten aufwenden muss, sondern dessen Fähigkeiten einbeziehen, sich selbstständig im Alltag zu bewegen“, sagte sie. Die Eckpunkte für das Pflegestärkungsgesetz II lägen auf dem Tisch. „Der Teufel liegt dabei im Detail“, weiß MdB Sabine Dittmar aus ihrer politischen und ärztlichen Erfahrung.
Dies bestätigte sich im anschließenden Gespräch mit den Vertreterinnen und Vertretern aus der Praxis. Viele Wünsche und Anregungen wurden dabei an die beiden Parlamentarierinnen herangetragen. „Wir arbeiten nicht nur für ein Danke!“, brachte Heimleiterin Marion Beer die Situation des Pflegepersonals und die Forderung nach angemessener Bezahlung auf den Punkt.
Auf Unverständnis stieß bei BRK-Kreisgeschäftsführer Manfred Aschenbrenner der Plan des Gesundheitsministeriums, die Eigenbeteiligungen im stationären Sektor künftig zu deckeln. „Wer bezahlt künftig diese Differenz?“, pflichtete ihm Bezirksrätin und Erste Bürgermeisterin Karin Bucher bei. MdB Claudia Dittmar versicherte, diese Regelung müsse sich im weiteren Gesetzgebungsverfahren noch ändern.
Vom neuen Dokumentationssystem berichtete Christian Sperlich vom gleichnamigen Pflegedienst. Es sehe vor, nur noch Leistungen zu dokumentieren, die von der Norm abweichen. Das bedeute weniger und vereinfachte Bürokratie.
Überrascht zeigte sich MdB Sabine Dittmar darüber, dass es im Landkreis Cham keinen kommunal betriebenen Pflegestützpunkt gebe. In die Bresche gesprungen seien bisher private Pflegedienste und auch die AOK biete für ihre Versicherten eine Pflegeberatung an. Der Bedarf an Informationen sei enorm, berichtete Pflegedienstinhaber Christian Sperlich. „Ohne die Qualität dieser Beratung in Frage stellen zu wollen, brauchen wir eine unabhängige Anlaufstelle – zum Beispiel am Landratsamt“, forderte MdB Marianne Schieder.
Die beiden Abgeordneten versprachen, die Anregungen und Forderungen mit in die politische Diskussion nach Berlin nehmen.
Bei einem anschließenden Rundgang wurden die Räumlichkeiten der Einrichtung besichtigt. Besonderes Augenmerk werde auf gemeinschaftliche Aktivitäten gelegt, informierte die Heimleiterin. So gebe es eine Handwerksgruppe oder Backrunde, einen eigenen Chor, diverse Gesprächskreise, Vorlese- und Filmnachmittage. Die Demenzabteilung sei im Pflegestift kein geschlossener Bereich, den Patientinnen und Patienten würde möglichst viel Freiraum gelassen.
MdB Marianne Schieder dankte Heimleiterin Marion Beer für ihre engagierte Arbeit und hob die „unschätzbar wertvolle Arbeit“ des gesamten Pflege- und Betreuungsteams hervor. „Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen wesentlich dazu bei, unseren Seniorinnen und Senioren hier ein würdevolles und liebevolles Leben zu ermöglichen. Mein Dank gilt ausdrücklich auch den externen und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern“, betonte sie.